Themenwoche „100 Jahre Frauenwahlrecht“ - Gemeinsames Nachdenken über Geschlechtergerechtigkeit heute und damals

Um das Jubiläum des Frauenwahlrechts zu würdigen, widmete sich das ESG vom 28. Januar bis zum 1. Februar diesem wichtigen Thema. Vielfältige Angebote richteten sich an alle Jahrgangsstufen und lokale und überregionale Besucher bereicherten das Programm.

Seit Montag, dem 28. Januar beherbergt unser großer Musiksaal die Ausstellung „Die Mütter des Grundgesetzes“. Plakate und Poster veranschaulichen den schwierigen Weg, den der Satz „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“ nehmen musste, ehe er in unsere Verfassung fand. Dabei wird vor allen Dingen die Arbeit der vier Frauen, die im Parlamentarischen Rat mitwirkten, hervorgehoben. 

Unser Schulleiter Herr Kotulla sprach bei der Ausstellungseröffnung am Montag von einem „Jubiläum der Selbstverständlichkeit“. Mit Frau Meuser und Herr Ritter, die die Themenwoche organisierten, freute er sich über den Besuch von Oberbürgermeisterin Stefanie Seiler und der Speyerer Gleichstellungsbeauftragten Lena Dunio-Özcan. Lisa- Maria Gruber (MSS 12) begeisterte die anwesenden Schülerinnen und Gäste mit einer Rezitation von Sarah Bosettis Text „Feminismus“ und machte klar: Feminismus ist ein „Ismus von dem man wünscht, es gebe ihn nicht“ – Dennoch sei er notwendig und unverzichtbar. Eine Feststellung der Stefanie Seiler gerne zustimmte. Als eine von nur vier weiblichen Oberbürgermeistern in Rheinland-Pfalz hob sie hervor, dass es auch heute noch wichtig ist für Gleichberechtigung zu streiten. Zugleich erinnerte sich Seiler an ihre eigene Zeit am ESG zurück und berichtete von „prägenden Jahren“. Lena Dunio-Özcan war es wichtig auch die „kleinen Etappensiege“ in der Geschichte der Gleichstellung nicht zu übersehen. So verwies die Speyerer Gleichstellungsbeauftragte auf manchmal schon vergessene Erfolge, wie die Erlaubnis einen Führerschein zu erwerben oder Fußball zu spielen. Sie hielt fest: „Frauenrechte sind Menschenrechte!“

Am Mittwoch und am Donnerstag sahen und diskutierten die Schülerinnen in ihren Klassen Filme, die sich mit aktuellen und historischen Fragen der Gleichberechtigung auseinandersetzten. Die gar nicht so lange vergangene Einführung des Frauenwahlrechts in der Schweiz war dabei ebenso Thema, wie der scheinbar so simple Wunsch eines saudi-arabischen Mädchens: Fahrrad fahren. 

Am Freitag, den 1. Februar setzte eine Podiumsdiskussion den Schlusspunkt der Themenwoche. Die rheinland-pfälzische Familienministerin Anne Spiegel debattierte mit Anke Schneider (Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen) und Silvia Hoffmann (Frauen-Union der CDU) zum Thema „100 Jahre Frauenwahlrecht – Ziel erreicht!?“. Selma Hellmann und Johanna Müller (beide MSS 12) leiteten die lebhafte Diskussion. Ihnen gelang der Brückenschlag zur heutigen Medienkultur, indem sie unter anderem nach dem Umgang mit sexistischer Werbung fragten. Silvia Hoffmann dachte kritisch darüber nach, was ein beworbener Autoreifen zwingend mit einer nackten Frau zu tun habe und Anke Schneider sah den Gesetzgeber in der Pflicht, solchen Entwicklungen Einhalt zu gebieten. Anne Spiegel zeigte sich im weiteren Verlauf des Gesprächs darüber besorgt, dass manche politischen Kräfte sich scheinbar die Frau „zurück an den Herd wünschen“. Immer wieder setzten Fragen unserer Schülerinnen interessante Impulse, wie zum Beispiel: „Frauen werden ermuntert, sich typischen Männerberufen zu stellen. Gibt es auch Ideen, wie man Männer zu klassischen Frauenberufen motivieren könnte?“ Spiegel sah darin die dringende Notwendigkeit Geschlechtergerechtigkeit stets „von beiden Seiten zu betrachten“, während Hoffmann in die Zukunft blickte und sinnierte, ob durch den digitalen Wandel soziale Berufe für manchen Mann interessanter werden könnten. Am Ende einer breit gefächerten Diskussion äußerte Annika (MSS11) den Wunsch, dass Fragen der Geschlechtergerechtigkeit auch beim „anderen Geschlecht“ präsenter werden. 

Die anwesenden Gäste sowie die Organisatoren freuten sich über das Interesse und das Engagement, das Schülerinnen aller Altersstufen gezeigt hatten.


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