Besonders …

Ganz gleich, ob 5c, 9a oder Jahrgangsstufe 13 – unternehmen Klassen oder Kurse unserer Schule eine Exkursion, fallen sie auf. Kein Wunder – reine Mädchenklassen sind ein seltener Anblick. So gibt es derzeit bundesweit etwa 160 reine Mädchenschulen, die Zahl gemischtgeschlechtlicher Schulen hingegen beläuft sich auf ca. 33.000. 

… altmodisch?

Handelt es sich also bei der Mädchenschule nur um einen Überrest der Vergangenheit, der es verpasst hat, sich der seit Ende der 60er Jahre flächendeckend eingeführten Koedukation, also der gemischtgeschlechtlichen Erziehung, anzuschließen? 

Natürlich ist das Edith-Stein-Gymnasium Mädchenschule aus Tradition. Gegründet wurde sie 1957/58 von Dominikanerinnen, die sich in Speyer bereits seit langer Zeit der Erziehung „der weiblichen Jugend“ gewidmet hatten. Und sicher, ein geschützter Raum für Mädchen ist das Edith-Stein-Gymnasium heute wie damals. Während Medien in jüngerer Zeit immer wieder über den drastischen Anstieg von Gewalt an Schulen berichten, bietet unsere Schule eine positive, aggressionsarme Lernumgebung. Auch zeigen die ESGlerinnen ein Sozialverhalten, das von Hilfsbereitschaft, gegenseitigem Respekt und Verantwortungsbewusstsein geprägt ist. Der Geräusch- und damit Stresspegel im Unterricht ist niedrig, es herrscht eine konzentrierte Arbeitsatmosphäre – „Es ist einfach ruhiger“, so beschreibt eine Sechstklässlerin das Lernen und Arbeiten am ESG. Darüber hinaus weisen unsere Schülerinnen immer wieder auf das stark ausgeprägte Gemeinschaftsgefühl an ihrer Mädchenschule hin – „Wir sind wie Schwestern“, sagt eine Achtklässlerin. Dass es auch unter Schwestern gelegentlich zu Streitereien kommt, liegt auf der Hand, doch insgesamt sei, so die Schülerinnen, das Verständnis füreinander, die gegenseitige Solidarität, auch das Engagement für die Klassen- und Schulgemeinschaft sehr groß.

Talente, Interessen, Neigungen frei von Rollenklischees entfalten

„Man muss sich nicht präsentieren, kann freier man selbst sein“, äußert eine weitere Achtklässlerin. Damit benennt sie einen zentralen Aspekt, der die Mädchenschule heute so wichtig macht. 

Nach wie vor beherrschen klischeehafte Rollenvorstellungen unser Bild von den Geschlechtern. Das kommt manchmal banal-absurd daher wie im allgegenwärtigen Gendermarketing – so begegnen uns im Supermarkt rosafarbene Duschgelflaschen mit aufgedruckter Prinzessin und dem Schriftzug „wunderschön“ sowie blaue mit dem Schriftzug „mutig“. Auch im Bereich der Schulfächer gibt es solch klischeehafte Vorstellungen über Mädchen und Jungen – Informatik oder Physik gelten bspw. als typisch männliche Fächer. Entsprechend fällt in der PISA-Bildungsstudie auf, dass in Deutschland Mädchen in den genannten Fächern, aber auch in Mathematik, schlechtere Leistungen zeigen, obwohl es ihnen nicht etwa an geistigem Potenzial mangelt – sie können es aber offenbar in der deutschen koedukativen Regelschule nur zum Teil entfalten und nutzen. Das liegt u.a. daran, dass sich Mädchen in den als „männlich“ empfundenen MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) von vornherein weniger zutrauen; zudem bemühen sie sich, gerade in der Pubertät, in ihrem Verhalten zu demonstrieren, was sie für besonders weiblich halten. Dies entfällt an einer Mädchenschule. 

„Jugend forscht“, „Leben mit Chemie“, Kooperationen mit Hochschulen

Regelmäßig treffen sich am ESG Schülerinnen, um im Rahmen von Wettbewerben wie „Leben mit Chemie“ oder in der AG „Jugend forscht“ zu experimentieren - preisgekrönt wurde hier etwa die Herstellung von brennbarem Gas aus Bio-Abfällen. Auch nehmen ESGlerinnen immer wieder an der Schülerakademie der gemeinnützigen Stiftung PfalzMetall teil und programmieren dort eigenständig. Sie experimentieren im Rahmen einer Kooperation mit der Hochschule Karlsruhe gemeinsam mit Studenten – so wird nicht nur Begeisterung für naturwissenschaftliche Fächer und Inhalte geweckt, sondern auch die Qualität des Unterrichts stetig verbessert. Durch eine Kooperation mit der TU Kaiserslautern und dem Ada-Lovelace-Projekt (ALP) erhalten unsere Schülerinnen Zugang zu einem Mentoring-Netzwerk für Frauen in MINT-Fächern und -Berufen, was ihnen interessante Einblicke in diesen Bereich liefert. Dass in der Oberstufe unserer Schule z.B. regelmäßig ein Physik-Leistungskurs zustande kommt, verwundert da nicht.

Unsere Schülerinnen können sich also frei von der Vorstellung, es gebe typische Jungen- und Mädchenfächer/-inhalte, typische Jungen- und Mädcheneigenschaften, entwickeln – ganz nach ihren individuellen Talenten, Neigungen, Interessen. Sie können, um nochmals die bereits zitierte Achtklässlerin zu erwähnen, „freier sie selbst sein.“ Natürlich muss damit nicht jede ESG-Schülerin Physikerin, Chemikerin oder Informatikerin werden. Aber sie kann es, denn:

 

„Die Mädchenschule zeigt mir, wie ich Grenzen überwinde.“

(N. Cordes, Edith-Stein-Gymnasium, MSS 13)