Sachor beziehungsweise 9. November – An-Gedacht im November 2021

„Erinnern für die Zukunft“ – Ein Beitrag von Daniela Oberhettinger im Kontext der Plakatkampagne #beziehungsweise: jüdisch und christlich – näher als du denkst“.

Die Internationale Holocaust-Gedenkstätte „Yad Vashem“ in Jerusalem widmet sich dem Gedenken der in der Shoah getöteten Juden. Zahlreiche Exponate, Bilder, Installationen und Kunstwerke auf dem Gelände der Einrichtung erinnern an den nationalsozialistischen Völkermord an den Juden Europas.

Ein Denkmal hat besonderen Eindruck bei mir hinterlassen: die 1987 errichtete Kindergedenkstätte. Es handelt sich um eine Halle, die sich auf dem Gelände von Yad Vashem unterhalb eines Felsens befindet. Im Zugangsbereich zu diesem Mahnmal befinden sich mehrere weiße abgebrochene, unterschiedlich hohe <link https: de.wikipedia.org wiki stele>Stelen als Symbol für die durch den Mordwahn der <link https: de.wikipedia.org wiki nationalsozialismus>Nationalsozialisten abgebrochenen Leben.

Der Hauptraum der Gedenkstätte ist komplett verspiegelt und reflektiert das Licht von fünf Kerzen.

Durch die vielfache Spiegelung dieser fünf Lichter wird eine enorme Größe im Raum erzeugt, die symbolisch für die Anzahl von rund 1,5 Millionen ermordeten Kindern und Jugendlichen steht.

Während die Besucher sich im spärlichen Licht an einem Haltegriff entlang durch den Raum bewegen, werden durch ein Endlostonband die bis heute bekannten Namen der ermordeten Kinder und Jugendlichen sowie deren Alter und Wohnort zu Gehör gebracht. Um alle Namen wiederzugeben, läuft das Endlostonband ungefähr drei Monate.

Die Rabbinerin Dr. Ulrike Offenberg schreibt: „Sachor, Erinnern und Gedenken, gehört zum Kern des Judentums und drückt sich in charakteristischen liturgischen Praktiken aus. Klagelieder und Gebete wie Kaddisch und El Malé Rachamim sind jahrhundertealte Ausdrucksformen von Trauer und Gedenken (…). Daneben bezieht jüdische Erinnerungskultur heute eine Vielfalt anderer Formen ein, wie Zeitzeugenberichte, Kunstwerke, Namenslesungen. Auch unterschiedliche biographische Zugänge wirken sich auf die Gestaltung des Erinnerns aus: Überlebende gedenken anders als die Generation ihrer Enkel, aus der früheren Sowjetunion zugewanderte Juden bringen wieder andere Narrative mit. Einig sind sich alle darin, das „Sachor!“ fortzutragen und lebendig zu halten.“

Jedes Jahr gedenken wir in Deutschland am 09. November der Enteigneten, Vertriebenen und Ermordeten der Reichspogromnacht des 09. November 1938.

Wir erinnern an brennende Synagogen, zerstörte Einrichtungen, Enteignungen, Morde und Massenverhaftungen, nennen Namen und erzählen von Schicksalen.

 

Wir brauchen die Erinnerung an das Unrecht, um Zukunft zu gestalten – ohne Antisemitismus.


zurück