„Alles wirkliche Leben ist Begegnung“- An-Gedacht im Januar 2021

Die Schulen sind geschlossen. Zum zweiten Mal in dieser Zeit der Pandemie.

Für die Schulgemeinschaft ist nun das Lernen und Lehren zu Hause angesagt.

Viele Stunden sitzen Schülerinnen und Lehrer.innen am Computer.

Neu am ESG ist die Möglichkeit, per Videokonferenz zusammenzukommen.

Einmal pro Woche lade ich meine Lerngruppen im Fach Religion zu einem digitalen Treffen ein. –

Es macht einen Unterschied: Wir hören voneinander, tauschen uns aus, kommen ins Gespräch.

Viele Schülerinnen schalten bei diesen Treffen ihre Kamera nicht ein – aus den verschiedensten Gründen.

Vielleicht möchten manche die CO2-Emissionen reduzieren und damit die Umwelt schützen. – Immerhin verursacht eine Stunde Videokonferenz rund 160 Gramm CO2. Wer beim Videocall die Kamera ausschaltet, kann seinen ökologischen Fußabdruck um einiges verkleinern.

 

Die digitalen Treffen bleiben allerdings trotz allem seltsam anonym, wenn man die anderen Teilnehmer.innen nicht sehen kann.

Nicht selten werden lediglich Bilder von Tieren, Landschaften, Comicfiguren oder einfach nur Initialen eingeblendet.

 

Mir wird jedes Mal bewusst, wie wichtig Körpersprache, Mimik und Gestik doch sind.

Sehen und Gesehen Werden spielen eine große Rolle in der Kommunikation;

echte Begegnung wird möglich, wenn auch ich bereit bin, mich zu zeigen.

Bei der Videobesprechung sende ich damit auch das deutliche Signal, dass ich bei der Sache bin, ganz da.

 

Für den Apostel Paulus ist die Begegnung von Angesicht zu Angesicht ein Merkmal der vollendeten Gemeinschaft mit Gott und untereinander, die alle Trennung überwindet:

„Jetzt schauen wir in einen Spiegel und sehen nur rätselhafte Umrisse, dann aber schauen wir von Angesicht zu Angesicht. Jetzt ist mein Erkennen Stückwerk, dann aber werde ich durch und durch erkennen, so wie ich auch durch und durch erkannt worden bin“ (1 Kor 13,12).

 

„Alles wirkliche Leben ist Begegnung“, schreibt der jüdische Philosoph Martin Buber.-

Ich hoffe sehr, dass wir uns bald wieder analog begegnen können, face to face.

So kann Gemeinschaft entstehen und wachsen.

 

(Von Daniela Oberhettinger; Bildquelle: pixabay.com)


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