„Gerechtigkeit, Gerechtigkeit – Ihr sollst du nachjagen!“ (Dtn 16,20a)

Mit einem ökumenischen Gottesdienst im Speyerer Dom feierten am Sonntag, 13. Januar 2019, Vertreter des Bistums Speyer, der Evangelischen Kirche der Pfalz und der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) Südwest einen Gottesdienst zur Eröffnung der diesjährigen Gebetswoche für die Einheit der Christen. Die diesjährige Gebetswoche steht unter dem biblischen Wort „Gerechtigkeit, Gerechtigkeit – Ihr sollst du nachjagen“ (Dtn 16,20a).

In seiner Predigt machte Kirchenpräsident Christian Schad den Gläubigen Mut, sich Tag für Tag für Frieden, Gerechtigkeit und Chancengleichheit einzusetzen: „Wer Jesu Wort zutraut, was es sagt, erfährt, wie Gott Gerechtigkeit schafft.“

In persönlichen Statements legten Teilnehmer aus verschiedenen Bereichen den Finger in die Wunde, wo lebensfeindliche Strukturen ein gerechtes Zusammenleben erschweren, zum Beispiel durch Benachteiligungen im Bildungssystem, durch ungleiche Arbeitsbedingungen, Überschuldung oder durch Flucht aus dem Heimatland aufgrund von politischen Konflikten oder als Folge des Klimawandels.

Zum Thema „Bildung und Gerechtigkeit“ äußerte sich Schulseelsorgerin Daniela Oberhettinger:

„Vielleicht kennen Sie die Karikatur des Zeichners Hans Traxler mit dem Titel „Chancengleichheit“: Ein Vogel, ein Affe, ein Pinguin, ein Elefant, ein Fisch, eine Robbe und ein Hund stehen im Freien in einer Reihe. Im Hintergrund ist ein hochgewachsener Baum zu sehen. Die Tiere schauen auf einen seriös wirkenden Mann, der an einem Schreibtisch sitzt. Mit großem Ernst erklärt er den zuhörenden Tieren: „Zum Ziele einer gerechten Auslese lautet die Prüfungsaufgabe für sie alle gleich: Klettern sie auf den Baum!"

Als ich die Karikatur zum ersten Mal gesehen habe, musste ich schmunzeln, aber das Lachen ist mir im Hals steckengeblieben.

Es stellen sich Fragen: Wie kann Gerechtigkeit im Bereich der Bildung verwirklicht werden? Hat tatsächlich jeder die gleichen Chancen?

Leider entscheidet nicht selten Herkunft über Zukunft: Der soziale Hintergrund, Bildungsgrad und finanzielle Möglichkeiten der Eltern spielen eine Rolle hinsichtlich der Bildungsbiographie der Kinder. Schüler aus Familien mit Migrationshintergrund haben es ungleich schwerer. Menschen mit Handicaps und Lernschwierigkeiten bedürfen besonderer Förderung.

„Bildung“ impliziert meines Erachtens mehr als das „Fitmachen“ für Schule und Beruf.

Bildung, die dem Menschen gerecht werden will, betrifft die ganze Person – unabhängig von Leistung und deren Bewertung, unabhängig von schulischem Erfolg oder Misserfolg.

Wenn ich an meiner Schule zu Veranstaltungen im Rahmen der Schulpastoral einlade, freue ich mich, die Mädchen von einer ganz anderen Seite kennenzulernen – ohne Leistungsbewertung, ohne schriftliche Überprüfungen. 

Wir singen und musizieren, tauschen uns darüber aus, was uns bewegt, wir lernen von der Erfahrung anderer. Wir teilen Leben und Glauben miteinander, beten und feiern Gottesdienst. Jede Schülerin trägt zum Gelingen der Veranstaltungen bei. Jede bringt ihre Begabungen und Talente ein: bei der Vor- und Nachbereitung, als Musikerin, als Gruppenleiterin, bei der Gestaltung der Gottesdienste, beim Theaterspielen, Tanzen, Sporteln, Spielen und kreativen Gestalten. Dabei sind auch die im Blick, die unsere Unterstützung brauchen – in der Nähe und Ferne, auf welche Weise auch immer.

„Lernen ist Erfahrung. Alles andere ist einfach nur Information“, schreibt Albert Einstein. -

Er hat recht, wenn Sie mich fragen.“

 

<link https: www.bistum-speyer.de news nachrichten _blank external-link>Ausführlicher Artikel zum Ökumenischen Gottesdienst am 13.01.2019 mit Fotos.


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