Unsere Studienfahrt „Auf den Spuren des Nationalsozialismus in Pfalz und Elsass“

Früh am Morgen startete eine bunte Gruppe unserer Schulgemeinschaft, um sich auf die Spuren des Nationalsozialismus in Pfalz und Elsass zu begeben.

38 Schülerinnen von der 10. bis zur 12. Klasse - darunter 8 ehemalige Schülerinnen -, 5 LehrerInnen und die 2 Damen unserer Cafeteria besuchten an zwei Tagen die Gedenkstätte für NS-Opfer in Neustadt, die Taufkirche Edith Steins in Bad Bergzabern, den Westwall in Oberotterbach und das Konzentrationslager Struthof. An jedem dieser Orte wurden sie in die Geschichte eingeführt und ihnen die Bedeutung des Ortes während der Zeit des Nationalsozialismus vor Augen geführt. In Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus legten die Schülerinnen an jedem Platz eine Rose nieder und bedachten, welche Verantwortung uns aus unserem Glauben heraus für den Umgang mit unmenschlichen Strukturen damals und heute aufgegeben ist. Wie die Schülerinnen diese Studienfahrt erlebt haben, erzählen die nachfolgenden Berichte.                                                                      (Von Pfr. Jens Dölschner)

 

Gedenkstätte für NS-Opfer in Neustadt

 

Eine 1920 bis 1930 von französischen Soldaten in Neustadt erbaute Kaserne wurde bereits 6 Wochen nach der Machtergreifung Hitlers als eines der ersten Konzentrationslager verwendet. Das Lager diente dem Nazi Regime vor allem zur Einschüchterung politischer Gefangener. Insgesamt wurden über die Jahre bis zu 500 Männer hier gefangen gehalten und misshandelt.

Um in die Thematik hineinzukommen, schauten wir gemeinsam den Film „Wie wir Krieg und NS-Herrschaft erlebten“, in dem Einzelschicksale Verfolgter und Widerstandskämpfer aus dem Südwesten Deutschlands beschrieben wurden. Unter der fachkundigen Leitung von Herrn Eberhard Dittus besichtigten wir dann die Gedenkstätte, die im ehemaligen Gefängnis des KZs errichtet wurde. Neben zahlreichen Informationen über das Lager lernten wir hier auch einiges über den Nationalsozialismus in der Pfalz und somit auch über den Gauleiter Josef Bürckel kennen. Dieser erfand beispielsweise die deutsche Weinstraße, sorgte aber auch dafür, dass sein Gau als erstes in Deutschland judenfrei wurde und war daher für die Deportation von Tausenden von Juden verantwortlich (um nur eins von zahlreichen Verbrechen zu nennen).

Nachdenklich über das, was wir in Neustadt erfahren hatten, legten wir unsere erste Rose vor dem Tor der Gedenkstätte ab.

 

(Von Angela Sültmann, Sabrina Staudt [MSS 12] und Christiane Staudt [ehemalige Schülerin])

Taufkirche Edith Steins in Bad Bergzabern

 

Während unserer Fahrt machten wir auch in Bad Bergzabern Halt, um einen Blick in die Taufkirche Edith Steins zu werfen, um uns der Namensgeberin unserer Schule zu erinnern. In Gedenken an Edith Stein und ihre Taufe hielten wir eine kleine Andacht. Uns wurde bewusst, dass sie in dieser kleinen, unscheinbaren Kirche in dem stillen Ort Bad Bergzabern ihre entscheidende Lebenswende vollzog, indem sie sich, nachdem sie sich vom jüdischen Glauben abgewendet hatte, aus innerster Überzeugung heraus dem Christentum zuwandte. Von diesem Zeitpunkt an wandelte sich ihr Leben radikal.

Geboren als Kind jüdisch-orthodoxer Eltern wurde die konvertierte Christin, studierte Philosophin und aktive Frauenrechtlerin nach einigen Jahren Nonne und als solche Opfer der nationalsozialistischen Ideologie. Sie verlor ihr Leben am 9.08.1942 in der Gaskammer des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau.

Insbesondere beeindruckte uns tief, welchen starken Willen sie besaß, der sich nicht nur in ihrer Lebenswende zeigte, sondern auch in der bewussten Art, das Kreuz des Leidens auf sich zu nehmen und sich dabei dennoch anderen Menschen zuzuwenden. Der Besuch ihrer Taufkirche war somit ein besonderes Erlebnis.

 

(Von Nele Al Reda und Olga Thanou [MSS 11])

Westwallmuseum und Westwall in Oberotterbach

 

Auf unserer Studienfahrt haben wir unter anderem das Westwallmuseum in Bad Bergzabern und den Westwall in Oberotterbach besucht.

Im Museum konnten wir in zwei Bunker hineingehen, die vor und während des 2.Weltkrieges von der Nordseeküste bis zur Schweizer Grenze vom deutschen Militär benutzt wurden. Während wir uns einen der Bunker genauer anschauten, waren wir sehr über die damaligen Lebensbedingungen, wie z.B. die kühle Temperatur (10°C) und das enge Zusammenleben (bis zu 15 Männer auf 25m²), und die vielen Gedanken, die sich die Menschen damals zum Bau „dieser Waffe“ machten, erschrocken

Bei Oberotterbach wanderten wir in den Wald, um mehr über die verbliebenen Bunker zu erfahren. Dabei erzählte uns unser Begleiter, Herr Mizkunaz, von den Minen, die deutsche Soldaten rund um die Bunker unter der Erde versteckten, um den Gegner zu töten.

Nachdenklich legten wir an einem der verbliebenen Bunker eine Rose nieder und gedachten all der Menschen, die unter dem Westwall litten.

 

(Von Annika, Emily, Hanna, Milena und Eva Sophie [10a])

Konzentrationslager Natzweiler-Struthof oder

„Die Würde des Menschen ist unantastbar“

 

Dies ist ein Grundsatz, der von jedem von uns geschützt, in Ehren gehalten und bewahrt werden muss. Im Zuge unserer Reise „Auf den Spuren des Nationalsozialismus“ mussten wir im Konzentrationslager Natzweiler-Struthof erfahren, wie sehr dieser wichtigste aller Grundsätze mit Füßen getreten wurde. Dieses Konzentrationslager war ein Ort, in dem couragierte Menschen um ihr Leben gekämpft haben und es für ihre Überzeugung aufgeben mussten.

Eine Führung gab uns einen ersten Eindruck über den Alltag im Arbeitslager, über die unmenschlichen Bedingungen, die maßlosen Schikanen und die Brutalität und Gewalt. Wir betraten ein schier unendlich großes Gelände. Aber nur fast. Denn die Grenze bildete ein unüberwindbarer Maschendrahtzaun. Ein Todesstreifen. Uns wurde berichtet, wo und unter welch grausamen Umständen die Gefangenen ihr Dasein fristeten. Wir konnten einige der Gefangenenbaracken besichtigen, sowie Appellplätze, ein Gefängnis und am Ende der Besichtigung auch einen Ort, wo Menschen aufgrund ihrer Courage zu widerwärtigen Experimenten missbraucht oder verbrannt wurden.

Nach unserer Führung konnten wir den Steinbruch besehen, in dem die Gefangenen schwere körperliche Arbeit verrichten mussten, sowie eine Sandgrube, in der Menschen für ihr starkes und mutiges Einstehen hingerichtet wurden. Mir als Teilnehmerin fällt es etwas schwer, all das in einem Atemzug zu nennen.

Wir haben zusammen diesen schweren Tag mit einer Andacht unter dem Zeichen des Kreuzes, des Widerstands und des Mutes beendet. Ich wünsche mir nach diesem Erlebnis, dass jeder Einzelne von uns die Verantwortung dafür mitträgt, dass so etwas nie wieder passieren kann. Wir müssen für das Richtige einstehen und dem Falschen entschieden entgegen treten.

 

(von Tamara Montag [MSS 11])


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