Strahlende Steinchen

Am 19. Februar 2018 haben wir, der Physik- und Chemieleistungskurs mit unseren Lehrern das Kernkraftwerk (KKW) in Philippsburg besichtigt.

Die Veranstaltung beginnt im Infocenter des KKW. Herr M. startet seinen Vortrag im Besucherraum mit einer PowerPoint-Präsentation. Er stellt uns seinen Arbeitgeber, die EnBW, und deren Standorte, sowohl regional als auch deutschlandweit, vor. Für uns ist natürlich besonders der Standort Philippsburg interessant. Zuerst erklärt man uns, warum dieser Standort so attraktiv ist: gute wirtschaftliche Lage (Großraum MA/LU und KA), nahe am Rhein (für die Kühlwassergewinnung) und erdbebensicher. Danach werden wir über die, bereits im Unterricht besprochene, Funktionsweise und Prinzipien im KKW aufgeklärt. Ein Siedewasser- und ein Hochdruckreaktor sind in Philippsburg vorhanden. Der Siedewasserreaktor (Block 1, Baujahr 1979) wurde 2011 nach der Nuklearkatastrophe in Fukushima und dem Beschluss, alle Kraftwerke mit einem Baujahr vor 1980 vom Netz zu nehmen, abgeschaltet.

Der zweite Block ist noch in Betrieb, soll aber 2019 heruntergefahren werden.

Wir werden informiert, dass es eine jährliche Kontrollphase, die sogenannte Revision, gibt. Nach dem Abschalten müssen die Blöcke nicht nur stillgelegt, sondern auch zurückgebaut werden. So will die EnBW ihre Mitarbeiter weiterbeschäftigen und die Arbeitsplätze erhalten. Laut Herrn M. zeichnet sich die EnBW durch ihre Kontinuität im Mitarbeiterstab aus. In Zukunft sollen die beiden Kühltürme gesprengt werden, hier soll ein Wechselstromgenerator entstehen, um den Strom, der über Stromtrassen von den Windkraftanlagen kommt, umzuwandeln und den Großraum damit zu speisen.

Zur Führung werden wir in drei Gruppen eingeteilt. Unsere Gruppe, bestehend aus sieben Schülerinnen und Frau Langhauser, wird von Frau V. geleitet und beginnt an den Kühltürmen. Beziehungsweise am noch laufenden Kühlturm.

Ironischerweise sieht dieser älter aus als der abgeschaltete Kühlturm, den wir nicht besichtigen dürfen, da der Abbau begonnen hat.

Das liegt daran, dass die Renovierung auf Grund des Herunterfahrens 2019 für nicht notwendig erklärt wurde. Wir dürfen eine kleine Wendeltreppe hinaufgehen und in den Kühlturm hineinschauen – es ist kalt, nass und dunkel. Wir entscheiden uns dagegen hineinzugehen. Danach betreten wir das Werkgebäude und bekommen einen Besucherausweis. Vorbei an der Kantine geht es in Richtung Reaktorgebäude. Zuerst werden wir über die Sicherheitsvorrichtungen informiert. Vier Stück an der Zahl um 200%ige Sicherheit zu garantieren.

Danach geht es ins Vorgebäude des Reaktors, wir dürfen in die Wartungszentrale schauen. Hier sitzen hinter einer Glastür die wichtigsten Männer des KKW vor großen Bildschirmen und jeder Menge Knöpfen und Kontrolllampen. Die Zentrale ist 24 Stunden besetzt und die ganze Anlage wird überwacht.

Natürlich werden überall die höchsten Sicherheitsvorkehrungen getroffen, so darf ein Handy zum Beispiel nicht mit zur Führung genommen werden.

Jetzt gehen wir in den Maschinenraum. Hier wird Wasserdampf mit einer Temperatur von 280 °C durch die Leitungen geleitet um so eine Hochdruck- und zwei Niederdruckturbinen anzutreiben. Die so entstandene Bewegungsenergie wird mit einem riesigen Generator in Strom umgewandelt. Im Maschinenraum ist es warm und laut, wir müssen Ohrenstöpsel tragen. Außerdem stehen hier über 20 Werkbänke, die nur zur Revision besetzt sind und als Arbeitsplatz dienen. Es gibt auch mehrere Verwaltungsgebäude und eine betriebseigene Feuerwehr, allerdings arbeiten nur zur Zeit der Revision mehr als 100 Monteure auf dem Werksgelände. Nun zum spannendsten Teil: die Reaktorbesichtigung.

Wir müssen unsere Jacken ablegen, einige von uns tragen T-Shirts, denn im Reaktor herrschen auf Grund der freiwerdenden Wärme hochsommerliche Temperaturen. Wir bekommen Überschuhe, einen Kittel und ein Dosimeter, dann müssen wir damit und mit unserem Ausweis durch eine Schleuse, um sicherzustellen, dass wir nicht schon vorher kontaminiert sind, (d.h. mit radioaktiven Substanzen in Berührung gekommen). Hinter der Schleuse bekommen wir einen weißen Helm und werden von einem weiteren Mitarbeiter begleitet, da das Reaktorgebäude nur mit zwei Aufsichtspersonen betreten werden darf. Die Atmosphäre ist heiß, stickig und etwas angespannt, wir werden immerhin durch eine 18 m dicke Wand in den Innenraum geschleust. Generell erinnert es dort an eine Mischung aus Krankenhaus und Schiffsunterdeck. Wir dürfen nur ins Kühlbecken schauen und machen einen kleinen Rundgang. Die Uranstäbe sind 21 m unter uns im Boden verankert und nur durch ein Quadrat in der Bodenplatte von Weitem zu erahnen. Uns fällt auf, dass die Wände und der Boden mit einer Schicht aus Kunstharz versiegelt sind, so können sie im Falle einer Kontamination einfach abgewaschen werden und die Substanz zieht nicht in den Estrich ein.

Nun sind wir nach dem Passieren von über 30 Türen während der Führung wieder im Infocenter angekommen. Wir dürfen uns noch kurz in der Besucherausstellung umschauen. Im Besuchsraum besteht die Möglichkeit, ungeklärte Fragen an Herrn M zu stellen. Schließlich ist unsere Exkursion zu Ende und wir haben sehr viele neue, spannende Informationen bekommen.

Wir bedanken uns herzlich bei den Mitarbeitern der EnBW für die Führungen und die Beantwortung unserer Fragen und vor allem bei Frau Langhauser und Herr Armbrust für die Organisation und Ermöglichung der Exkursion.

(M. Fischer, MSS 13)